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Wenn Kaninchen Hilfe brauchen – was tun wenn...

... Kaninchen schlecht gehalten werden?

Viele standen schon einmal vor dieser Situation: Da gibt es diesen einen Nachbarn, der hat ein Kaninchen in einem winzigen Stall mit einer Schale Trockenfutter. Es ist ganz allein, sitzt im Dunkeln und wird regelmäßig vergessen. Da ruft alles danach, dass dieses kleine Wesen dort nicht gut gehalten wird und dringend in ein liebevolles Zuhause umziehen sollte oder der Herr Nachbar endlich seine Haltung anpasst und beginnt dem Tier gerecht zu werden. Am liebsten würden wir losgehen und das Tier mitnehmen, denn offensichtlich geht es dem Tier nicht gut und niemand hat Interesse an dem Kaninchen. Aber darf man das einfach so machen? Die Antwort ist ganz klar: NEIN. Was aber kann jemand tun, der vor so einer Situation steht? Nun da gibt es einige Möglichkeiten, sie sind nicht einfach, aber Hartnäckigkeit zahlt sich oft aus.

Negativbeispiel

1.)   Informieren. Wenn einem eine schlechte Haltung auffällt, dann sollte man das Gespräch mit den Besitzern des Kaninchens suchen. Man sollte nicht unvorbereitet in das Gespräch gehen, sondern mit Argumenten und am besten Infoflyern bewaffnet losziehen und Aufklärung leisten. Dem Halter sollte erklärt werden, wieso der Platz nicht ausreicht, das Tier niemals alleine gehalten werden sollte und wieso die Fütterung nicht tiergerecht ist. Vergleiche mit anderen Haustieren oder auch mit uns Menschen sind immer gut und leicht verständlich. Würden Sie eine Katze in einen Käfig sperren? Ernähren Sie sich ausschließlich von Chips? Möchten Sie in einem 5qm Zimmer bis ans Ende Ihrer Tage leben ohne einen Freund? Viele zeigen sich kooperativ, sie wussten nicht, dass Kaninchen so hohe Ansprüche haben, denn man hat es früher immer so gemacht. Manche blühen dann auf und bauen tolle Gehege, suchen ein Partnertier und die Kaninchen werden in die Familie integriert. Manchen ist dies zu viel Arbeit, aber sie sind bereit die Tiere abzugeben in ein besseres Zuhause – für die Kaninchen ist beides ein Erfolg. Manche sind etwas sturer, da muss man öfters Aufklären und mit Infomaterialien verschiedener Organisationen kommen, damit sie schließlich doch einlenken und manch einer, lässt sich leider auch gar nicht überzeugen. Doch was dann?

2.)   Bei sehr schlechten Haltungsbedingungen das Veterinäramt einschalten. Wenn die Haltungsbedingungen extrem schlecht sind, das Tier nicht einmal Wasser zur Verfügung hat oder in seinem eignen Kot sitzen muss, dann ist es hilfreich, die Haltungsbedingungen fotografisch zu dokumentieren und das Veterinäramt einzuschalten. Ebenso, wenn das Tier krank ist und keine medizinische Versorgung bekommt. Denn auch in so einem Fall dürfen wir die Tiere nicht einfach so unter unseren Arm klemmen und mitnehmen. Da muss das Veterinäramt einschreiten und die Tiere ggf. beschlagnahmen, dann können die Tiere mitgenommen und versorgt werden.


3.)   Hilfe suchen. Wenn man selber nicht weiter kommt und die Situation für das Tier nicht extrem genug ist, dass das Veterinäramt sich einschaltet, dann kann man andere Personen (z. B. weitere Nachbarn, Tierschutzorganisationen) etc. um Hilfe bitten, dass auch Sie die Person darauf ansprechen und aufklären. Oft erhöht sich der Druck auf die Halter so stark, dass sie doch beginnen darüber nachzudenken, ob so viele Menschen im Unrecht sind und ob es nicht doch an der Zeit wäre etwas zu ändern. Viele tendieren dazu, die Kaninchenhaltung dann komplett aufzugeben und das Tier zu vermitteln oder in eine Pflegestelle abzugeben. Wer generell eher ein schlechtes Verhältnis zum Halter pflegt, kann sich auch direkt Hilfe suchend an eine Tierschutzorganisation in der Nähe wenden und um Rat fragen, sofern es eine Möglichkeit gibt, werden sie auch helfen.

Eine besondere Form der schlechten Haltungsbedingungen sind Notfälle, z. B. Fälle von Animal Hording, Massentierhaltung, Zuchtauflösungen etc. In einem solchen Fall ist es wichtig Tierschutzorganisationen, das Veterinäramt und auch ruhig die Polizei mit einzuschalten. Denn nur so kann eine schnelle Abholung der Tiere in Pflegestellen gesichert werden, denn kaum ein Tierheim hat, bei einem solchen Fall, Platz für alle Kaninchen, die gerettet werden müssen.
Wenn man eine schlechte Haltung entdeckt und etwas unternehmen und aufklären möchte, sollte man immer bedenken, dass Vorwürfe leider meist gar nichts bringen, sondern eher das Gegenteil bewirken, da die Halter sich häufig schnell angegriffen fühlen, besonders wenn sie in dem Glauben sind, ja schon das Beste für die Tiere zu leisten. Wer sich angegriffen fühlt, verteidigt seine Position anstatt sie zu überdenken. Besser ist es, die Bedürfnisse der Kaninchen zu erklären und um Verständnis zu werben. Warum reicht der Platz nicht aus? Weshalb sollte das Tier niemals alleine gehalten werden? Und wieso ist die Fütterung nicht tiergerecht? Wenn man dem Halter dies einfühlsam anhand von Beispielen und Vergleichen mit der Natur nahe bringen kann, dann hat man oft viel gewonnen, sodass den Tieren entweder im alten Heim ein besseres Zuhause geboten wird oder sich viele bereit erklären, ihre Tiere abzugeben und in gute Hände zu vermitteln.

 

ausgesetzt

... man ein ausgesetztes Kaninchen entdeckt?

Neben einer solchen Situation eines schlecht gehaltenen Tieres kann es auch passieren, dass einem ein Kaninchen in einer Wohnsiedlung oder einem Park über den Weg hoppelt. Was ist dann zu tun?

1)   Sicherstellen, dass es kein Wildkaninchen ist. Zunächst sollte abgeklärt sein, dass es sich nicht um ein Wildkaninchen handelt. Ist es klar, dass es sich um ein ausgesetztes oder ausgebüxtes Tier handelt, dann sollte das Kaninchen nicht mehr weiter draußen herumlaufen, denn unsere Haustiere können in freier Wildbahn in der Regel nicht lange überleben.

2)   Einfangen. Handelt es sich nicht um ein wildes Tier, dann sollte das Kaninchen schnellst möglich eingefangen werden. Dies kann man entweder selber tun oder sich Hilfe holen, z. B. bei einem Tierschutzverein in der Nähe oder Freunde und Passanten fragen, ob sie beim Einfangen helfen würden.

3)   Dem Tierarzt vorstellen. Nachdem das Tier eingefangen wurde, sollte es einem kaninchenerfahrenen Tierarzt vorgestellt werden, um sicherzugehen, dass keine Verletzungen vorliegen.  Sollte das Tier krank oder verletzt sein, ist natürlich eine medizinische Versorgung notwendig.

4)   Aufnahme. Nach der medizinischen Versorgung muss das Tier irgendwo untergebracht werden. Entweder nimmt man das Tier mit nach Hause und versorgt es selbst, fragt bei Tierschutzorganisationen nach, ob sie einen Platz für das Tier haben oder bringt es direkt ins örtliche Tierheim.

5)   Den Fund melden. Nachdem das Tier versorgt und gut untergebracht wurde, ist der Fund des Tieres beim Landkreis zu melden. Man kann auch verschiedene Stellen, wie Tierheime darüber informieren, dass man ein Kaninchen gefunden hat, denn nicht alle Tiere werden ausgesetzt, manche Kerlchen nutzen auch die Gunst der Stunde und büxen aus. Die Halter wären froh, wenn sie ihren Liebling wieder nach Hause holen könnten.

... ich ein Notfalltier aufgenommen habe?

Oft sind es leider die Kleinsten, die Hilfe brauchen, weil viele wegsehen. Bitte schauen Sie niemals weg, wenn Ihnen ein Tierleid auffällt, sondern greifen Sie ein oder informieren eine Tierschutzorganisation, wenn Sie sich selber nicht in der Lage fühlen zu handeln. Sollten Sie doch ein Notfalltier aufnehmen, weil Sie helfen möchten, dann sollten Sie auf folgende Dinge achten:

1)   Das Tier niemals zu eigenen Tieren setzen. Bitte setzten Sie ein aufgenommenes Notfalltier niemals direkt zu den eignen Tieren, nicht einmal dann, wenn Sie es behalten wollen. Bitte halten Sie das Tier die ersten zwei Wochen immer in Quarantäne ohne jeglichen Kontakt zu anderen Kaninchen. Tiere aus Notfällen oder schlechten Haltungsbedingungen sind oft krank – Milben, Kokzidien oder Schnupfen können da noch die harmloseren Erkrankungen sein.

2)   Medizinische Versorgung muss gewährleistet sein. Wie erwähnt sind die Tiere oft krank, eine medizinische Versorgung muss gewährleistet sein. Wer das nicht kann oder sich nicht zutraut, sollte diese Tiere lieber nicht selbst aufnehmen, sondern an eine Pflegestelle oder ein örtliches Tierheim abgeben. Es kann oft sehr viel Zeit und Nerven kosten, extrem kranken Tieren zu helfen. Alle Familienmitglieder sollten mit der Aufnahme des Notfallkaninchens einverstanden sein, damit es keinen Ärger innerhalb der Familie gibt.

3)   Lassen Sie unkastrierte Rammler kastrieren. Rammler sollten nach der Genesung unbedingt kastriert werden, damit sie nach Ablauf der sechswöchigen Kastrationsfrist (diese bitte unbedingt einhalten, da die Tiere so lange noch zeugungsfähig sind) und nach völliger Genesung (falls sie krank waren) zu anderen Kaninchen vermittelt werden und ein glückliches Leben führen können.

4) Wenn die Tiere genesen und impffähig sind, sollten sie zeitnah gegen RHD 1 und 2 sowie Myxomatose geimpft werden, da dies beides tödlich verlaufende Krankheiten sind, gegen die nur eine Impfung zuverlässig schützt.

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