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Impfung

Wie für beinahe jedes Haustier bieten Tierärzte auch Impfungen für Kaninchen an. Gegen welche Krankheiten sie schützen sollten, unsere Impfempfehlung und ob die Impfung auch für Ihr Kaninchen geeignet ist, wollen wir im Folgenden klären.

 

Krankheiten, gegen die geimpft werden kann:

1.  Mxyomatose

Die Myxomatose ist eine gefürchtete Kaninchenseuche, die sich über zahlreiche Wege übertragen kann und somit nicht nur Wildkaninchen, sondern auch unsere heimischen Kaninchen in Gefahr bringt.Myxo Erkrankung Die Myxomatose ist eine ansteckende kaninchenspezifische Viruserkrankung. Für Menschen und andere Haustiere stellt sie keine Gefahr dar, ist für Kaninchen aber umso gefährlicher. Die Heilungschancen ungeimpfter Tiere sind extrem gering.

Die Übertragungswege sind zahlreich, daher ist auch ein Heimkaninchen vor einer Ansteckung nicht geschützt.
Beispielsweise übertragen Fliegen, Stechmücken und andere Parasiten wie Flöhe, Zecken und Milben den Erreger, aber auch durch Futter, durch uns Menschen (bspw. eingeschleppt an Schuhen) und natürlich durch direkten Kontakt zu erkrankten Kaninchen, können sich Kaninchen infizieren. Somit sind auch Kaninchen in Innenhaltung gefährdet.

Ist ein Kaninchen einmal angesteckt, sind seine Überlebenschancen verschwindend gering. Die Myxomatose ist nicht heilbar, es gibt kein Medikament gegen sie. Ein erkranktes Tier kann nur mit immunsystemunterstützenden Mitteln unterstützt und gegen Sekundärinfektionen geschützt werden. Die meisten erkrankten Tiere sterben aber trotz der Behandlungsversuche.

Es sind nur einzelne Fälle von Kaninchen, die ungeimpft an der Myxomatose erkrankten und überlebten, bekannt.
Geimpfte Tiere werden nicht vollkommen vor einer Ansteckung geschützt, durchleben im Falle einer Infektion aber einen deutlich milderen Verlauf der Krankheit und haben gute Genesungschancen.

Der typische Verlauf bei ungeimpften Tieren:

Erste Anzeichen nach einer Inkubationszeit von 3-9 Tagen sind häufig geschwollene, rote Augenlider, Pusteln und Verkrustungen an Augen und Ohren. Auch im Maul- und Genitalbereich können Schwellungen und Entzündungen auftreten.

Der Appetit lässt nach, die Kaninchen werden apathisch und fressen nichts mehr. Fieber tritt ebenfalls häufig auf. Der Verlauf verschlimmert sich, Augen und Mundbereich sind oft gänzlich zugeschwollen, die Tiere haben starke Schmerzen und es bilden sich überall große Krusten.

Nach 10-14 Tagen erliegen die Kaninchen dem Virus. Eine Einschläferung erkrankter Tiere, bei denen keine Chance auf Besserung besteht und die unter starken Schmerzen leiden, steht beim Heimtier natürlich im Raum.

Der abgemilderte Verlauf bei geimpften Tieren:

Geimpfte Kaninchen stecken sich deutlich seltener an der Myxomatose an. Dennoch sind sie nicht völlig vor der Infektion geschützt, durchleben aber in der Regel eine deutlich schwächere Verlaufsform, die häufig überlebt wird.Es treten geringere Schwellungen an Augen, Mund- und Genitalbereich auf, die Pusteln sind nicht so zahlreich und kleiner. Die Kaninchen haben weniger Schmerzen und sind weniger eingeschränkt.

Dennoch ist eine entsprechende Unterstützung durch hilfreiche Medikamente sinnvoll und notwendig. Als gute Unterstützung haben sich z.B. Zylexiskuren, Antibiose gegen Sekundärinfektionen, Schmerzmittel, Augensalbe, kühlende Augentropfen, abschwellende und kühlende Nasentropfen, sowie Inhalation erwiesen. Hochdosierte Vitamine und homöopathische Unterstützung sind ebenfalls eine Option. Alle Behandlungen sind selbstverständlich mit einem Tierarzt abzusprechen.

2.  RHD (rabbit haemorrhagic disease) / Chinaseuche

RHD ist ebenfalls eine sich seuchenartig verbreitende Viruserkrankung beim Kaninchen. Auch hier ist der Erreger Wirtsspezifisch, andere Tiere und Menschen sind nicht gefährdet. Auch die RHD-Infektion verläuft beinahe zu 100% tödlich.

Die Übertragungswege der RHD ähneln der, der Myxomatose. Auch hier sind Parasiten, Mücken, aber auch die indirekte oder direkte Übertragung durch Futter, Menschen und andere Kaninchen möglich. Die Krankheit verbreitet sich sehr schnell und hat eine kurze Inkubationszeit von nur 1-3 Tagen. Der Verlauf ist weniger auffällig als bei Myxomatose. Oft kommt der Tod für die Besitzer daher vermeintlich überraschend und schnell.

Anzeichen für eine Infektion mit RHD können sein:

Erschwerte Atmung, häufig schnelleres Atmen, Unwohlsein und Apathie, Verlust des Appetits.Fieber kann auch hier auftreten, ebenfalls sind Einblutungen typisch. Zu Erkennen auf Schleimhäuten, den Augen oder durch blutigen Durchfall. Da die Tiere letztlich ersticken kommt es leider häufig vor, dass sie im Todeskampf ihren Kopf überstrecken, um besser Luft zu bekommen oder schreien. Auch gibt es sehr milde Verlaufsformen, bei der nur Unwohlsein und verringerter Appetit ersichtlich sind. Anschließend scheint die Infektion überstanden.

2.1  RHD-2 oder RHD V2

Leider ist seit 2010 eine weitere Form des RHD-Virus (RHD2) auf dem Vormarsch, die das erste Mal in Frankreich beobachtet wurde und in den letzten Jahren auch extrem häufig in Deutschland aufgetreten ist. Ganz Deutschland muss mittlerweile als "Seuchengebiet" mit akuter Gefährdung eingestuft werden. Viele Kaninchenhalter waren/sind betroffen und haben teileweise alle ihrer geliebten Schützlinge verloren. Die RHD-2 Erkrankung verläuft noch schneller, als die normale RHD-Infektion. Häufig sterben völlig fit erscheinende Kaninchen ohne Vorwarnung oder vorherige Anzeichen. Auch äußerlich sind oftmals keine Anzeichen sichtbar. Daher ist es sehr wichtig die Dringlichkeit zu verbreiten, denn immernoch sind zu viele Kaninchenhalter uninformiert und deren Kaninchen ungeschützt, gegen die tödlich verlaufende und extrem ansteckende Erkrankung. Zum Glück gibt es mittlerweile zugelassene Impfstoffe gegen diese mutierte Form des RHD Virus in Deutschland.

In Deutschland zugelassene Impfstoffe gegen RHD-2 sind:

  • Eravac halbjährlich
  • Filavac halbjährlich
  • Achtung: Cunivac wird häufig fälschlicherweise als gegen RHD2 schützend geimpft, dieser Impfstoff bietet gegen die neue Form des RHD-Virus keinen ausreichenden Schutz!

3. Kaninchenschnupfen

Es gibt „den Kaninchenschnupfen“ gar nicht. Chronischer Schnupfen kann beim Kaninchen durch eine Vielzahl verschiedener Bakterien vorhergerufen werden.

Die Erkrankung verläuft sehr unterschiedlich. Einige haben nach einem akuten Schub beinahe ein Leben lang keine Beschwerden mehr, tragen den Erreger aber in sich. Diese Tiere brauchen kaum Unterstützung oder Medikamente. Andere Kaninchen leiden unter zähem eitrigen Ausfluss, erkranken an Lungenentzündungen und haben eine deutlich erhöhte Abszessneigung. Die adäquate Behandlung ist unabdingbar, je nach Krankheitsbild muss aber sehr unterschiedlich intensiv behandelt und gepflegt werden. Mehr dazu unter Krankheiten/Kaninchenschnupfen: https://www.kaninchenhilfe.com/gesundheit/schnupfen

Die Übertragungswege sind zahlreich. Wieder können Menschen, andere Tiere und Gegenstände dafür sorgen, dass die Bakterien sich verbreiten. Die Erreger sind oftmals sogenannte Umweltkeime, kommen also auch in der Erde, in Wasser usw. vor. Vor einer Infektion mit schnupfenerregenden Keimen kann man also kaum schützen.
Besonders hoch ist die Infektionsgefahr natürlich beim direkten Kontakt zweier Tiere, wobei einer das Bakterium in sich trägt und verbreitet. Z.B. durch Tröpfcheninfektion (Niesen, Nasenausfluss).

Eine Impfung schützt nur gegen einen geringen Teil der Erreger. Da die Impfung mit lebenden Erregern geschieht, ist es nicht ausgeschlossen, dass sie den Kaninchenschnupfen überhaupt auslöst. Zudem schützt sie nicht völlig und wie gesagt, wenn, dann nur gegen einen kleinen Teil der möglichen Erreger. Empfohlen wird die Impfung gegen Kaninchenschnupfen idR daher nur für Großbetriebe und Züchter. Sie ist für Heimtierhalter eher ohne Belang und wird daher im Folgenden nicht weiter aufgeführt.

Unsere Impfempfehlung:

Geimpft werden sollte auf jeden Fall gegen Myxomatose, RHD sowie RHD-2. Unabhängig davon, ob Ihr Kaninchen innen oder außen lebt, denn die Übertragungswege sind wie beschrieben sehr vielfältig. Auch ein Tier in der Wohnung ist nicht vor den Krankheiten geschützt. Beide Krankheiten verlaufen ohne Impfung meist tödlich und verbreiten sich schnell.

Die Impfung schützt zuverlässig. Im Falle der RHD in der Regel gleich vor der Ansteckung, bei der Myxomatose verringert sie die Zahl der Ansteckungen und sorgt für eine Heilungschance im Falle einer Infektion. Es gibt nur wenige Einschränkungen unter welchen Bedingungen eine Impfung nicht anzuraten ist. Diese finden Sie im nächsten Abschnitt. Vor einer Impfung sollte grundsätzlich aber auch immer eine ausführliche Untersuchung beim Tierarzt stattfinden.

Es gibt in Deutschland mehrere zugelassene Impfpräparate. Je nachdem welche Impfstoffe verwendet werden ist eine Grundimmunisierung, eine halbjährliche oder eine jährliche Impfung erforderlich. Halten Sie hierzu bitte unbedingt Rücksprache mit ihrem Tierarzt.

Unsere Tiere lassen wir in der Regel mit dem Nobivac Myxo-RHD Kombiimpfstoff  impfen, da dieser nur jährlich geimpft werden muss und keine Grundimmunisierung erforderlich ist. Gegen RHD2 werden unsere  Tiere halbjährlich mit Filavac geimpft, da dieser sich als sehr verträglich erwiesen hat und nicht grundimmunisiert werden muss. Als Alternative zu Filavac gibt es den in Deutschland zugelassenen Impfstoff Eravac.

Ebenfalls verbreitet ist der Impfstoff Cunivak. Es gibt Impfstoffe gegen Myxo und RHD1. Gegen RHD2 bietet Cunivac niemals einen ausreichenden Schutz sondern baut höchstens eine unsichere und unzuverlässige Kreuzimmunität auf. Diese Cunivac-Impfstoffe werden aus den Organen infizierter Tiere entnommen, sind ethisch also eher bedenklich. Ebenso muss die separate Myxoimpfung alle 6 Monate aufgefrischt werden und eine Grundimmunisierung ist erforderlich (man muss also nach der ersten Impfung ca. 4 Wochen späteer nochmals nachimpfen) Neben diesen beiden verbreiteten Impfstoffen sind noch weitere Präparate zugelassen. Fragen Sie also beim Tierarzt nochmal nach, ob beim verwendeten Impfstoff eine Auffrischung nach 6 Monaten nötig ist und grundimmunisiert werden muss.

In einem Gebiet, in dem viele Kaninchen an den jeweiligen Seuchen erkranken, kann auch ein kürzerer Turnus der Wiederholung sinnvoll sein. Dies sollte individuell mit dem Tierarzt besprochen werden. Bedenken sollte man hierbei, dass die Seuchen nicht meldepflichtig sind. Der Tierarzt kann die Seuchenlage ggf. also nicht umfänglich einschätzen. Der Austausch mit anderen Kaninchenhaltern ist hier oftmals sehr hilfreich, um Erkrankungsfälle in der Region zu kennen.

 

Infektionen vermeiden:

Neben der absolut notwendigen Impfung können sie ihre Tiere auch noch durch weitere Schutzmaßnahmen vor diesen Krankheiten schützen und sollten Folgendes möglichst beachten:

  • Lassen sie ihre Tiere keinen Kontakt zu Wildkaninchen oder Feldhasen haben.
  • Anbringen von Fliegengittern am Gehege oder an den Fenstern (bei Wohnungshaltung).
  • Vorsicht beim Sammeln von Wiese und Grünfutter, am besten darauf achten, dass nicht in einem belasteten Gebiet gepflückt wird.
  • Neue Tiere immer erst nach einer Quarantänezeit von 14 Tagen vergesellschaften.
  • Vorsicht bei Besuchen von anderen Kaninchenhaltern, besonders wenn bekannte Fälle in der Umgebung aufgetreten sind.
  • Keine Wiese zu füttern ist kein ausreichender Schutz! Gemüse, Heu, Stroh, getrocknete Kräuter usw. sind unkalkulierbare Risiken, da auch diese Futtermittel draußen angebaut/geerntet werden und potenziell im Kontakt mit erkrankten Tieren standen. Der Trockenvorgang oder Abwaschen des Frischfutters entfernt den Virus nicht. Viele der verstorbenen und erkrankten Tiere leben in Innenhaltung und ohne Wiesenernährung. Trotzdem fand das Virus seinen Weg nach innen.

Diese Maßnahmen können das Risiko minimieren, aber sie stellen keinen ausreichenden Schutz gegen Myxomatose und RHD dar, daher ist eine Impfung der einzige wirkliche Schutz vor diesen Krankheiten.

 

Ist mein Tier fit genug für die Impfung und gibt es Nebenwirkungen?

Geimpft werden können die meisten Kaninchen. Auch ältere Kaninchen verkraften die Impfung beispielsweise gut.
Ein ausführlicher Grundcheck vor der Impfung sollte, wie bereits erwähnt, selbstverständlich sein. Akut erkrankte Tiere sollten nicht geimpft werden. Ausnahmen können eine hohe Gefahr einer Infektion mit Myxo oder RHD sein. Diese individuellen Risiken/Nutzen sollten mit einem Tierarzt abgewogen werden. Es gibt verschiedene Impfsysteme.

Die passive Form funktioniert, indem man direkt Antikörper spritzt. Diese Impfung ist daher sehr verträglich und muss vom Tier nicht aktiv verarbeitet werden.

Bei einer aktiven Impfung, einer sogenannte Lebendimpfung, werden abgeschwächte Formen des Erregers, die das Immunsystem des Kaninchens selbst verarbeiten muss und in Folge darauf selbst Antikörper produziert geimpft. Folglich ist diese Impfung etwas anstrengender für das Tier. Oftmals sind sie ein paar Tage nach der Impfung etwas müder als sonst.

In wenigen Fällen kommt es bei aktiven Impfungen zu einer Erkrankung durch die Impfung selbst, z.B. einer Impfmyxomatose. Der Verlauf ist in der Regel extrem mild (z.B. nur leicht entzündete Augen und wenige kleine Krusten) und wird gut überstanden.

Um sämtliche Risiken zu minimieren ist es wichtig, dass die Kaninchen zum Zeitpunkt der Impfung fit und gesund sind. Auch Stressfaktoren wie eine Operation oder eine Vergesellschaftung sollten nicht unmittelbar vorausgegangen sein oder bevor stehen.

Geimpft werden können Kaninchen ab einem Alter von 4-6 Wochen.

Sehr wichtig ist, dass eine Kotprobe vor der Impfung erfolgt. Vorhandene Parasiten können den Impfschutz stark beeinträchtigen oder gar verhindern. Da sie nicht immer durch Symptome ersichtlich sind, ist die präventive Kontrolle unabdingbar, wenn man einen möglichst sicheren Impfschutz erzielen möchte.

Sollte Ihr Tierarzt keine Kotuntersuchungen anbieten, können wir das Veterinärlabor Exomed empfehlen. Dort kann man auf einfachem Wege Proben einsenden und erhält einen schriftlichen Befund - bei behandlungsbedürftigem Befund kann man damit dann zu einem Tierarzt vor Ort vorstellig werden.

 

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