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Wiesenfütterung

Futter frisch aus der Natur. Das hört sich nicht nur gut an, sondern ist tatsächlich auch mit Abstand die gesündeste und artnahste Ernährung für unsere Kaninchen.
Wildkaninchen ernähren sich schon seit jeher von allem, was die Natur bietet und auch die domestizierten Hauskaninchen sollten von der unheimlichen Vielfalt profitieren dürfen.

Durch diverse Kräuter, Blumen, Gräser und Zweige werden Kaninchen mit allem Versorgt, dass sie brauchen.
Eine bunte Mischung ermöglicht, dass ein Kaninchen nichts anderes mehr zu fressen braucht – alles andere wäre im Vergleich nur ein unzureichender Ersatz.
Frisches Naturgrün versorgt mit Energie, allen Nährstoffen, Mineralstoffen und Vitaminen. Es gewährleistet einen guten Zahnabrieb, unterstützt die natürliche Darmflora, spendet viel Flüssigkeit und sorgt z.B. auch für einen natürlichen Abgang verschluckter Haare im Fellwechsel.

Noch dazu sind die Kaninchen begeistert – nach kurzer Eingewöhnung, wenn sie vorher keine Wiese kannten, lieben sie die artgerechteste Ernährung, die man bieten kann.

Der geneigte Kaninchenhalter hat also eine ganze Palette an Gründen, warum man sich besonders in den Monaten März-November draußen nach tollen Futter umsehen sollte. Gleichzeitig steht man natürlich auch vor einer Herausforderung. Was ist denn fressbar? Was giftig? Wie erkenne ich die Pflanzen? Und wie fange ich überhaupt an? Vertragen meine Kaninchen das Futter dann auch einfach so?

Gerne stehen wir hier mit Rat und Tat zur Seite.

Wiesenfressendes Kaninche

Aller Anfang ist schwer. Hat man keine Erfahrung im „Wiese pflücken“ stellt sich zuerst die Frage „wo“ soll ich denn hingehen.

Grundsätzlich findet sich bei näherer Betrachtung beinahe überall eine bunte Vielfalt an Kräutern. Auch in Städten, Verkehrsinseln und Co. Kann man das lästige „Unkraut“ das für uns so wertvoll ist einfach nicht klein bekommen.
Dennoch sollte man bei der Auswahl des Ortes darauf achten, dass die Wiese nicht zu vielen Schadstoffen aus Straßenverkehr, Industrie o.ä. ausgesetzt sind. Ebenso sin Parks mit sehr hohem Hundeaufkommen oft schwierig.

Als Ort eignen sich also besonders etwas abgelegene Grünflächen. Auf dem Land sollte man darauf achten, dass auch die Landwirte ihre Wiesen brauchen und sich nicht einfach hemmungslos bedienen. Gerade wenn man dabei viel Wiese platt tritt schadet man dem Besitzer, aber auch der Natur.
Ebenso muss man an Feldrändern damit rechnen, dass selbige in Kontakt mit Düngern oder Pestiziden gekommen sind. Auch hier sollte man lieber nichts für unsere Langohren pflücken.Fahrrad Wiesen

Das Finden einer tollen Fläche zum Pflücken hört sich nun beinahe nach einer unlösbaren Aufgabe an, geht man mit offenen Augen umher findet man aber überraschend viele tolle Stellen.

An Wiesen- und Feldrändern, auch Brachflächen, Friedhöfen, unbebauten Grundstücken, in Parks und Rändern von Baumgruppen, an Spiel- und Sportplätzen,.. Grün gibt es überall!

Falls vorhanden, eignen sich natürlich auch ein eigener Garten oder Balkon dazu viele tolle Pflanzen für die Langohren anzubauen und anschließend zu ernten.

Wenn man nun eine oder sogar mehrere Stellen gefunden hat, auf denen man gerne Gräser, Kräuter und Zweige sammeln würde, dann stellt sich die Frage „WAS“ füttern. Was ist genießbar, was sollte man meiden, welche Mischung ist empfehlenswert?

Die Vielfalt verschiedener Pflanzen ist wie anfangs erwähnt besonders wichtig. Jedes Nahrungsmittel – sei es noch so gesund – eignet sich nicht dazu, sich ausschließlich davon zu ernähren. In einem einseitigen Übermaß fehlt sie Ausgewogenheit, die verschiedene Komponenten, die sich ergänzen können.
Man sollte also immer mehrere verschiedene Pflanzen füttern. Sammelt man am Anfang noch wenige Sorten, kann/sollte man weiterhin mit der gewohnten Nahrung die Vielfalt aufstocken.

Es ergibt sich aber schnell, dass man eine ganze Heerschar an Kräuter und Pflanzen (er)kennt. Was am Anfang aussieht wie „ist halt grün und wächst dort“ entpuppt sich nach ein paar Tagen schon als erkennbarer Kräuterreichtum.

Gut bestimmbar und eine gute „Basismischung“ bilden folgende Kräuter und Gräser:

  • Bärenklau
  • Brennnesseln und Taubnesseln
  • Fingerkraut
  • Gänseblümchen
  • Giersch
  • Gräser aller Art
  • Kleesorten
  • Labkraut
  • Löwenzahn
  • Schafgarbe
  • Spitz- & Breitwegerich
  • Storchschnabel
  • Vogelmiere
  • Wicke

Dies ist eine kleine Auswahl in der Menge der Pflanzen, die Kaninchen gerne fressen und fressen dürfen. Dennoch bietet es sich am Anfang an, langsam einzusteigen und Schritt für Schritt Pflanzen kennenzulernen und sicherer zu werden.
Alle oben genannten Pflanzen werden gerne gefressen, sind sehr verträglich, wachsen häufig und zahlreich und sind leicht zu erkennen.

Bilder und Beschreibungen finden Sie ausführlich in unserem Bereich der „Wildkräuter“.
Besonders toll ist es auch, in der Natur die unbekannten Gewächse zu fotografieren und bei Unsicherheit dann nachzufragen.

Wie gewöhne ich meine Kaninchen an frische Wiese und wird diese immer gut vertragen?

Wenn man nun selbst weiß, wo, wie und was man pflücken möchte, gilt es noch die Kaninchen von diesem Vorhaben zu überzeugen.

Die meisten Kaninchen lieben frische Wiese und Zweige. Wie bei allem Unbekannten, ist zaudern aber völlig normal und ein gesunder Reflex.
Ebenso hat jedes Tier seine Vorlieben. Zwar sind einige Pflanzen wie Löwenzahn bei fast allen Kaninchen begehrt, aber eben auch nur bei fast allen.

Am Anfang sollte man wie bei jeder Ernährungsumstellung behutsam vorgehen. Keine zu großen Mengen auf einmal, das gewohnte Futter wie immer zur Verfügung stellen und Geduld haben. Alles Neue muss ggf. regelmäßig und länger angeboten werden, bis die Langohren Gefallen daran finden.

Langfristig kann man anstreben, dass nur noch Wiese, Zweige und Co. Auf dem Speiseplan stehen und immer so viel vorhanden ist, dass die Kaninchen frei wählen können, welche Sorte sie gerade fressen möchten. Mehr dazu im Artikel „ad libitum füttern“.

Collage Wiese

Wiese – also Gräser und Kräuter, sowie Zweige sind grundsätzlich sehr verträglich. Kaum ein Kaninchen hat Probleme mit Unverträglichkeiten.
Natürlich gilt es am Anfang behutsam einzusteigen. Für den Anfang reicht es pro Kaninchenpaar eine etwa Suppenteller große Menge. Bei guter Akzeptanz und Verträglichkeit, kann man rasch steigern, bis irgendwann zu jeder nächsten Fütterung noch etwas an Wiese übrig ist, die es zuvor gab.

Gibt es langanhaltende Probleme – z.B. Durchfall, sollte tierärztlicher Rat eingeholt werden. Häufig sind dann Zahnprobleme, Darmparasiten oder andere Krankheiten die eigentliche Ursache.

MYTHOS:

Nasse Wiese darf verfüttert werden! Der Mythos, dass nasse Wiese Bauchschmerzen bereitet, hält sich leider hartnäckig, ist aber falsch.
Im Sommer gärt nasse Wiese, besonders wenn sie eng gepresst ist oder in der prallen Sonne steht sehr schnell. Wird diese dann noch gefressen, folgen Beschwerden. Dies sollte selbstverständlich vermieden werden, indem man das Futter adäquat lagert. (kühl, luftig)
Ebenso quellen gepresste Nahrungsbestandteile wie Pellets in Verbindung mit Wasser auf und können Beschwerden wie Magenüberladungen hervorrufen. Dies passiert aber auch, wenn das Tier beispielsweise trinkt. Problem sind also eher die Pellets, nicht die Flüssigkeit. Da gepresste Nahrung grundsätzlich schädlich für Zähne und Magen ist, sollte man darauf verzichten und hat somit auch keine Probleme in Verbindung mit nasser Wiese zu befürchten.

Auf was sollte ich beim Füttern und Pflücken noch achten?

Wiese sollte möglichst frisch angeboten werden. Zum einen verdirbt sie je nach Lagerung recht zügig, zum anderen verliert sie stetig Vitamine, wenn sie zu lange abgepflückt auf ihre Verwendung warten muss.

Im Sommer ist es sinnvoll die heißeste Zeit auszuharren und entweder vorher oder hinter pflücken zu gehen. In der Mittagshitze lassen viele Pflanzen schon vor Ort etwas „den Kopf hängen“, was sich gepflückt noch verstärkt.

Es schadet nicht Giftpflanzen zu kennen, damit man sie nicht mit fressbaren Kräutern verwechselt.

Eine Übersicht der gefährlichsten Giftpflanzen finden Sie ebenfalls auf unserer Homepage unter „Giftpflanzen“.

 

(Autor: Tamara Groß)

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