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Kastration von Weibchen

Da zur Nachwuchsverhütung meist das Kaninchenmännchen kastriert wird, war die Kastration eines Weibchens lange Zeit überhaupt keine Option. Warum & für was sollte dies gut sein?

Mittlerweile weiß man aber, dass es auch für die Kastration des Weibchens zahlreiche Gründe gibt, die vor allem dafür sorgt, dass das Kaninchenmädchen ein langes und schönes Leben haben kann. Denn nahezu alle Kaninchendamen leiden früher oder später unter einem belastenden Hormonhaushalt und/oder unter Erkrankungen der Gebärmutter/den Eierstöcken.

In erster Linie sehen wir die Kastration als Dienst den man seinem Kaninchenmädchen erweisen kann, um sie genau vor diesen Erkrankungen zu schützen.

Das Für und Wieder einer Kastration tritt natürlich immer wieder in den Fokus. Eine Weibchenkastration ist etwas aufwändiger als eine Rammlerkastration, für Verhütungszwecke ist sie nicht notwendig, da die männlichen Partner ohnehin kastriert werden müssen, eine OP birgt immer Risiken und dennoch ist es aus unserer Erfahrung heraus eine gute Entscheidung sich FÜR die Kastration zu entscheiden, wenn keine triftigen Gründe dagegen sprechen.

Die gesundheitlichen Risiken der unkastrierten Damen sind vielfältig:

  • Auch bei jungen Tieren treten häufiger Eierstockzysten mit Hyperplasien (Zellwucherungen) der Gebärmutter auf
  • Ab dem mittleren Alter können vermehrt Vergrößerungen der Gebärmutter, Tumorbildungen, Hydro-, Muko-, oder Hämometra festgestellt werden
  • In schweren Fällen kommt es zu eitrigen Gebärmutterentzündungen, die unbehandelt schnell zum Tod führt
  • Wissenschaftliche Studien zeigen, dass bis zu 80% der untersuchten Damen im Laufe ihres Lebens (tumoröse) Veränderungen entwickeln, die häufig schnell metastasieren.
  • Viele Kaninchendamen verstreben, ohne sichtbaren Grund. Wir gehen davon aus, dass häufig unentdeckte Veränderungen der Gebärmutter die Ursache sind.

Auch durch das Verhalten oder anderen gesundheitlichen Indikatoren lässt sich manchmal auf Probleme der Gebärmutter schließen:

  • Verdauungsstörungen, kolikartige Bauchschmerzen, Durchfall, Abmagerung und auch Bauchumfangsvermehrung
  • Phasenweise starke Unruhe, extremer Buddeltrieb, Nestbau, Appetitlosigkeit, Herausrupfen des eigenen Fells an Bauch und Beinen manchmal auf Herausrupfen des Fells vom Partnertier, geschwollene und teilweise schmerzhafte Zitzen
  • „Zickigkeit“, Aggression gegen das Partnertier oder die Besitzer, starke Dominanz und Revierverteidigung
  • Bei schlimmen Fällen „blutiger Urin“, Ausfluss oder Durchfall

Nicht alle Veränderungen führen jedoch zu merkbaren Symptomen, Kaninchen sind Meister im Verstecken von Krankheiten, da eine offensichtliche Schwäche in der Natur ihr Todesurteil wäre. Daher leiden die meisten Kaninchen im Stillen, so auch viele Damen, die Probleme mit der Gebärmutter haben.  Letztlich bemerkt man dann erst, dass etwas nicht stimmt, wenn es nahezu zu spät ist.
Häufig ist eine Notkastration die letzte Option zur Rettung. Leider sind die Kaninchenmädels zu diesem Zeitpunkt dann schon sehr mitgenommen und durch die (lange) unentdeckte Erkrankung ausgezehrt. Kommen ein hohes Alter oder ein schlechter Allgemeinzustand hinzu
ist die Operation tatsächlich lebensbedrohlich.

„Präventive“ Kastrationen, von augenscheinlich gesunden, jungen Tieren sind daher deutlich risikoärmer. Als präventiv erweist sich kaum eine Kastration. In aller Regel sind die Organe nicht „wie aus dem Bilderbuch“ sondern lassen schon Probleme vermuten oder sind sogar schon stark verändert trotz vorheriger Untersuchungen, die ein solches Resultat bei der Kastration nicht vermuten hätten lassen. Selbst ausgewachsene Tumore konnten sich schon erfolgreich bei allen Untersuchungsmethoden, die man präventiv einsetzt verstecken.
Die Untersuchungsmethoden, mit denen man versucht den Status der Gebärmutter zu beurteilen sind leider nicht zuverlässig. Röntgen, Tastbefund und Ultraschall wären regelmäßig nötig und ergeben dennoch keine verlässliche Beurteilung. Daher schützt eine engmaschige Kontrolle leider nicht vor schlimmen Überraschungen.

Argumente gegen eine Weibchenkastration, denen wir in der Beratung häufiger begegnen und unsere Erfahrungswerte, die sie entkräften:

  • „Solange mein Tier keine Anzeichen zeigt, mache ich nichts“
  • „Das sind doch nur Phasen, das ist normale Hitzigkeit, das legt sich wieder“
  • „Mein Tierarzt tastet mein Weibchen einmal pro Jahr ab, bisher war immer alles normal“
  • „Die Operation ist mir viel zu riskant, ich habe Angst, dass sie dabei stirbt“
  • „Mein Kaninchen ist für eine solche Operation doch zu klein/noch viel zu jung/schon viel zu alt“
  • „Mein Tierarzt hat mir davon abgeraten, deshalb glaube ich auch nicht, dass es sinnvoll ist“
  • „Weil meine Dame einmal geworfen hat, kann sie nicht erkranken“

 

  • Das Abtasten und selbst das Ultraschallen zur Diagnose ist leider häufig nicht aussagekräftig, kleinere, aber ebenso gefährliche Veränderungen können leicht übersehen werden
  • Viele Damen zeigen bei einer Operation deutliche Veränderungen, die bis dahin völlig symptomfrei und in den vorhergehenden Untersuchungen ohne Befund waren
  • Auch wenn manche Halter das Sammeln von Nistmaterial oder ein wenig Zickigkeit amüsant finden, kann dies für die Damen selbst eine große Belastung darstellen, die man nicht einfach ignorieren sollte
  • Auch Kaninchendamen unter einem Jahr, leiden manchmal so massiv an Veränderungen, dass ihnen nur eine Operation das Leben rettet. Es handelt sich also nicht, wie oft angenommen, um eine reine Alterserscheinung
  • Bei einer frühzeitig und korrekt durchgeführten Operation (mit Inhalationsnarkose und durch einen kaninchenerfahrenen Tierarzt) ist das Sterberisiko extrem gering
  • Aber: je länger man wartet, desto höher ist es natürlich, deshalb raten wir zu einer präventiven Kastration möglichst junger und fitter Damen
  • Auch die Kastration gesunder älterer Damen ist sinnvoll und möglich. Wir haben auch Damen im Alter von 8 Jahren und mehr operieren lassen, die sich gut und schnell erholt haben
  • Eine Trächtigkeit schützt nicht vor Veränderungen, diese treten ebenso bei Weibchen auf, die ein- oder mehrmals geworfen haben

Noch immer landen viele Kaninchendamen in Einzelhaltung, gelten als unverträglich oder bösartig. Viele dieser Damen fristen ein elendes Dasein ohne ein Partnertier oder menschliche Zuwendung. Sehr oft landen diese Kaninchenmädchen in Tierheimen und haben extrem geringe Vermittlungschancen, wenn die Tierheimmitarbeiter nicht aufgeklärt oder das Tierheim nicht bereit ist, die Kastrationskosten zu übernehmen.

Dabei könnte man das Leid dieser Damen verhindern. Ebenso den frühen „plötzlichen“ Tod von „augenscheinlich gesunden“ Kaninchenmädchen.
Je länger man mit der Kastration wartet, desto eher entwickeln sich bis dahin gravierende Probleme, desto eher steigt die Wahrscheinlichkeit, dass man bei oder nach der Operation mit Problemen zu kämpfen hat.
Ist das Organ klein und (weitestgehend) unverändert, die Kaninchendame fit und gesund, sind die Hormone noch nicht überpräsent, dann ist die Operation ein kleiner Eingriff, der nach wenigen Tagen vergessen ist und ohne Nachwirkungen verheilt.

Gerne beraten wir ausführlich zu diesem Thema, stehen für Austausch und Fragen zur Verfügung und helfen bei der Suche nach einem guten Tierarzt.
So sollte man beispielsweise darauf achten, dass eine Ovariohyterektomie durchgeführt wird (also Gebärmutter und Eierstöcke gänzlich entnommen werden, verbleiben die Eierstöcke, produzieren weiterhin Hormone und können beinahe alle Erkankungen und Verhaltensprobleme nach sich ziehen, die oben aufgeführt sind).

Abschließend möchten wir uns dem Zitat einer sehr engagierten und kaninchenerfahrenen Tierärztin aus der Schweiz anschließen:

„Für mich ist die Kastration eine Routineoperation, die der Häsin ein artgerechtes, gesundes und stressfreies Leben ermöglicht.“

Wichtiges vor und nach der OP:

Ein Augenmerk sollte auch auf der schonenden Narkose liegen.

Natürlich ist auch die Vorbereitung seitens der Besitzer wichtig, damit auch nach der Operation alles gut verläuft.

Hierfür können wir folgende Anregungen geben:

  • Man sucht und wählt einen guten, kaninchenerfahrenenen Tierarzt
  • Das Kaninchen wird vor der OP gründlich durchgecheckt und auf Narkosefährigkeit geprüft
  • Man wählt möglichst eine geeignete Jahreszeit. Für Außenhaltungstiere ist der tiefe Winter oder der Hochsommer z.B. ungeeignet. Bei Innenhaltung ist man flexibler
  • Leicht blähendes Futter sollte man ein paar Tage vor der OP vermeiden
  • Man gibt die Kanichen niemals nüchtern ab und hat ausreichend Proviant für die Zeit nach der OP/des Aufwachens parat gestellt. Einige fangen sehr schnell wieder an zu fressen, dann darf das Lieblingsessen nicht fehlen.
  • Zuhause sollte eine Wärmequelle warten, die die Kaninchen bei Bedarf aufsuchen können
  • Damit die Kaninchen nicht an die Naht gehen kann entweder der Tierarzt speziell vernähen oder manBody legt sich einen sog. „Body“ zurecht. Es gibt Spezialanfertigungen, es dient aber genausogut eine alte Leggins oder eine große Socke um die Kaninchen daran zu hindern die Naht aufzubeißen
  • Hängt der Kreislauf etwas durch kann man schwarzen Tee (nur max 3mins ziehen!) anbieten oder zu Bewegung animieren
  • Der Partner darf gerne Gesellschaft leisten sofern das frisch operierte Tier dadurch nicht übermäßig gestresst wird
  • Ruhe und die Möglichkeit sich zu erholen sind wichtig
  • Päppeluntensilien sollte man zur Hand haben, falls die Kaninchen 24h nach der OP noch nicht selbstständig fressen
  • Um zum Fressen zu animieren sollte man die beliebtesten Highlights anbieten und darf auf immer wieder etwas mit Futter „nerven“
  • Zugang zu Trinkwasser muss selbstverständlich gegeben sein. Viele Kaninchen trinken nach Narkosen besonders viel
  • Regelmäßige Nahtkontrolle, damit sich nichts unbemerkt entzündet
  • Versorgung mit Schmerzmittel und ggf. Antibiotikum auch noch nach der OP
  • Schutz vor Verschmutzung und Fremdkörpern in der Wunde.
  • Falls die Kaninchen an die Naht gehen und sich ggf. die Fäden ziehen wollen kann ein Body oder notfalls auch ein Kragen von Nöten sein.

Nach 1-3 Tagen ist es meistens schon so, dass man die Mädels eher bremsen muss, da alles schon wieder beim Alten ist. Dennoch sollten sie rund 10 Tage nicht enorm viel springen, bis die Fäden gezogen wurden keinen Dreck in die Wunde bekommen usw.

Haben Sie Fragen, Anregungen, Kritik oder möchten sich zu diesem Thema austauschen?