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Autoaggressives Verhalten

 


Autoaggressives Verhalten ist eine Form der Verhaltensstörung, bei der Kaninchen sich selbst in akuten Phasen oder über längere Zeiträume hinweg selbst verletzen. Folgende Verhaltensweisen können als autoaggressiv eingestuft werden:
•   Wundputzen
•   Herausreißen des eigenen Fells
•   Aufbeißen von Pfoten, Blume oder anderen eigenen Körperteilen
•   Blutigknabbern der eigenen Krallen

Autoaggressives Verhalten ist eine Form der Verhaltensstörung, die verschiedene Ursachen haben kann. Klassischerweise tritt autoaggressives Verhalten bei Kaninchen auf, die unter starkem akutem oder chronischem Stress leiden. Das autoaggressive Verhalten ist dann eine mögliche Handlungsform mit der die Kaninchen auf entsprechende Missstände reagieren und Spannungen abreagieren. Oft wird autoaggressives Verhalten zudem zu einer Gewohnheit, die in bestimmten Situationen automatisch gezeigt wird. Zur Behandlung des autoaggressiven Verhaltens müssen entsprechend sowohl Auslöser als auch gewohnheitsauslösende Situationen identifiziert und abgeschafft werden. Je länger die Behandlung des autoaggressiven Verhaltens hinausgezögert wird, desto schwerer ist die spätere Behandlung und desto gravierender die Folgeschäden. Häufige Auslöser für autoaggressives Verhalten sind:
•   Hunger und Durst aufgrund unzureichender Versorgung
•   Rohfasermangel (Fellfressen als Reaktion)
•   Einsamkeit durch Einzelhaltung
•   Langeweile durch eine wenig stimulierende Umgebung
•   Unerfüllter Bewegungsdrang durch Platzmangel
•   Aggressionen von Artgenossen
•   Angst durch fehlende Rückzugsmöglichkeiten
•   Starke Umgebungsveränderungen (Verlust des Partnertiers, Umzug)
•   Stark belastende Umgebungsreize (Lautstärke, Gerüche, Licht- und Temperaturverhältnisse)

Sollte einer der genannten Punkte zutreffen, sollte die Situation entsprechend der Bedürfnisse der Tiere verändert werden. Auch wenn es für den Halter schwer ist, das Verhalten zu ertragen, sollten autoaggressive Kaninchen niemals für ihr Verhalten bestraft werden. Dies erhöht den inneren Druck nur noch mehr und verstärkt so eher das ungewollte Verhalten. Stattdessen sollten Besitzer betroffene Körperstellen behandeln, um weitere Reizungen auszuschließen. In besonders gravierenden Fällen können Maßnahmen wie das Verbinden oder die Nutzung von Halskrausen helfen, Verhaltensketten zu unterbrechen. Oberstes Ziel ist aber, einen Zustand zu erreichen, in dem das autoaggressive Verhalten nicht mehr notwendig wird und sich die Gewohnheit langsam abbaut, indem attraktive Alternativen geschaffen werden. Ablenkungen durch Beschäftigung mit dem Tier zwischen den Phasen oder während akuten Autoaggressionsphasen sind sinnvoller als dem Tier ausschließlich die Möglichkeit zu versperren den Verhaltensdruck auszuagieren.

Nicht immer sind die genannten Symptome jedoch tatsächlich auf eine Verhaltensstörung zurückzuführen. Deshalb ist eine genaue Abklärung der verursachenden Umstände notwendig. Hierbei sollte ihnen auch ein kaninchenerfahrener Tierarzt zur Seite stehen. Weitere Ursachen für selbstverletzendes Verhalten, die nicht auf eine Verhaltensstörung zurückzuführen sind:
•   Aufbeißen von Körperstellen aufgrund von Schmerzen oder Taubheitsgefühlen (z.B. durch Arthrose oder Nervenschädigungen)
•   Vermehrtes Kratzen, Putzen und Beißen durch juckende Hauterkrankungen (wie Hautpilze oder Parasitenbefall)
•   Aufbeißen aufgrund von Fremdkörpern unter der Haut
•   Fellrausreißen aufgrund einer Trächtigkeit beim Weibchen
•   Fellrausreißen aufgrund hormoneller Probleme bei Weibchen (durch Veränderungen in der Gebärmutter)
•   Kratzen und Aufbeißen aufgrund allergischer Reaktionen (z.B. auf Futter oder Medikamente)

Insbesondere, wenn die oben genannten Haltungs-Missstände nicht vorliegen, sollte eine umfassende medizinische Diagnostik erfolgen. Entsprechende Hautstellen sollten untersucht, ein Hautgeschabsel, ein Bluttest und ggf. ein Röntgenbild der betroffenen Stellen durchgeführt werden. Bei Weibchen, welche sich phasenweise im Rahmen von Scheinträchtigkeiten selbst Fell herausreißen, sollte dringend über eine Kastration nachgedacht werden.

 

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