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Gesundheitscheck beim Kaninchen


Warum ist es so wichtig, dass ich bei meinem Kaninchen regelmäßig einen Gesundheitscheck durchführe?
Kaninchen zeigen als natürliche Fluchttiere in der Regel erst sehr spät auffällige Symptome, welche auf eine Krankheit oder ein Unwohlsein hindeuten. Kleinste Symptome, welche eine vorliegende Erkrankung anzeigen können oder ein abweichendes Verhalten des Kaninchens von der Norm fallen vielen Besitzern daher nicht auf oder erst dann, wenn die Erkrankung bereits weit fortgeschritten ist. Verweigert ein Kaninchen die Futteraufnahme oder den Kontakt zu den Artgenossen, kann man davon ausgehen, dass es unter starkem Unwohlsein oder Schmerzen leidet. Eine auffällige Abweichung der normalen Futtermenge oder des natürlichen Futteraufnahmeverhaltens stellt daher für jeden Kaninchenbesitzer ein erstes Alarmsignal dar und er sollte sein Tier in den nächsten Stunden eingehender beobachten. In einigen Fällen wie beispielsweise einem Darmverschluss oder einer Magentympanie kann es schon zu spät für das Kaninchen sein, wenn man bis zum nächsten Tag oder auch nur wenige Stunden abwartet, bevor man den Tierarzt aufsucht.

Um solche Situationen zu vermeiden sollten alle Kaninchen bei jeder Fütterung für eine gewisse Zeit und mehrfach über den Tag aufmerksam und gezielt beobachtet werden.  Zusätzlich ist es zu empfehlen, täglich oder zumindest alle zwei Tage einen kleinen Gesundheitscheck des Tieres durchzuführen.

Kaninchenbesitzer, welche ihre Tiere aufmerksam beobachten, bemerken oft schon recht schnell kleinste Veränderungen ihrer geliebten Fellnasen, sodass bei Bedarf schnell gehandelt und ein Tierarzt aufgesucht werden kann. 
Muss das Kaninchen einmal zur Urlaubsbetreuung abgegeben werden, ist es zudem sehr hilfreich, den vorübergehend zu betreuenden Pflegepersonen eine kleine Checkliste mit an die Hand zu geben, insbesondere wenn es sich dabei um weniger kaninchenerfahrene Tierfreunde handelt. Außerdem sollte man nicht vergessen der betreuenden Person die Telefonnummer und Adresse des Haustierarztes aufzuschreiben.
 

Im Umgang mit den Kaninchen sollte man täglich auf folgende Dinge achten:

1. Sind alle Kaninchen munter, aufmerksam und zeigen Interesse an ihrer Umgebung?

2. Ist das normale Verhalten der Tiere in irgendeiner Weise verändert?

3. Zeigen alle Kaninchen Interesse am Futter und kommen beim Füttern zur Fressstelle gehoppelt?

Sinnvoll ist es, seine Kaninchen bei jeder Fütterung kurz zu beobachten, um sofort zu bemerken, falls eines der Tiere nicht oder nur schlecht frisst. Eine Fressunlust bzw. fehlende Futteraufnahme ist beim Kaninchen IMMER ein Alarmsignal!

4. Nehmen die Kaninchen das Futter normal und in der gewohnten Geschwindigkeit auf?
Alle Abweichungen der Futteraufnahme wie z.B. langsameres Kauen, Ausspucken des Futters, etc. können womöglich ein Hinweis auf vorliegende Zahnprobleme     sein. Umgekehrt heißt es aber nicht, dass ein Kaninchen, welches normal frisst, keine Zahnprobleme haben kann.
 
5. Ist der Kot normal geformt ? Liegen keine sichtbaren Veränderungen des Urins vor?
Normal sind kleine bis mittelgroße, rundliche Köttel von dunkelgrüner-braunschwarzer Farbe und weicher-fester Konsistenz. Je nach Kaninchen und Fütterung kann die Kotbeschaffenheit etwas variieren. Sind die Köttel sehr klein und steinhart, kann dies ein Hinweis auf eine vorliegende Verdauungsstörung sein und sollte schnellst möglichst bei einem Tierarzt abgeklärt werden.

Beim Blinddarmkot (Caecotrophe) handelt es sich um kleine, trauben- bis würstchenförmige aneinandergereihte, dunkle und sehr weiche Kotkügelchen, welche von einer schleimigen Schicht überzogen sind und vom Kaninchen meistens direkt vom After aufgenommen werden.

Der Urin eines Kaninchens ist physiologischerweise gelblich-trüb, je nach Futterinhaltsstoffen ist auch eine orange-bräunlich/rötliche Färbung möglich. Bei sichtbarem Blut im Urin sollte immer eine Untersuchung beim Tierarzt erfolgen. Sehr häufiges Urinieren, eine abnorme Körperhaltung oder schmerzhaftes „Grunzen“ beim Harnlassen können auf Erkrankungen der Harnwege hindeuten und sollten ebenfalls abgeklärt werden. 

6. Laufen/ Hoppeln alle Kaninchen normal oder zeigen sie Veränderungen zum sonstigen Bewegungsmuster ?
Um schlimmere Krankheiten rechtzeitig zu erkennen, sollten Sie mindestens einmal pro Woche Ihre Kaninchen gründlich untersuchen. Bei empfindlichen oder des Öfteren auffälligen Kaninchen kann eine Untersuchung in kürzeren Abständen erfolgen.
Bestehen immer wieder Verdauungsprobleme unbekannter Ursache sind das Führen eines Futtertagebuches sowie eine tägliche Gewichtskontrolle sehr empfehlenswert. In das Futtertagebuch trägt man ganz einfach (beispielsweise in tabellarischer Form) ein, um wie viel Uhr welche Gemüsesorten oder andere Futtermittel gefüttert wurden. Wichtig ist wirklich alles aufzuschreiben, was man füttert. Zusätzlich dokumentiert man für das entsprechende Problemtier oder auch jedes Kaninchen der Gruppe die Konsistenz des Kotes mit abweichenden Veränderungen (sofern beobachtbar) oder auch andere Auffälligkeiten wie abnormes Verhalten, starkes Plätschern oder Gluckern im Bauch. Mithilfe eines gut geführten Futtertagebuches ist es Ihnen und Ihrem Tierarzt bei auftretenden Problemen im Verdauungstrakt leichter möglich, Fehler oder Ursachen für die bestehenden Beschwerden zu finden. Gern stehen wir Ihnen von der Kaninchenhilfe auch bei Fragen oder der Analyse Ihres individuellen Futtertagebuches zur Seite. 

Worauf habe ich bei der gründlichen Untersuchung meines Kaninchens zu achten?
Für eine eingehende Untersuchung nimmt man am besten jedes Kaninchen einzeln aus dem Gehege und führt die Kontrolle mit möglichst viel Ruhe durch. Gut ist es, immer die gleiche Untersuchungsreihenfolge einzuhalten, so lernen die Kaninchen die Routinekontrolle schnell kennen und Stress kann reduziert werden. Viele Kaninchen verbinden die Untersuchung durch den Besitzer mit einem positiven Erlebnis, wenn zum Beispiel eine kleine Futterbelohnung während oder am Ende der Untersuchung geboten wird.
 

Der Gesundheitscheck beinhaltet:

•      Gewichtskontrolle:
Wiegen Sie das Tier und schreiben Sie sich das Gewicht auf. Dabei ist darauf zu achten, ob das Gewicht des Tieres häufigen und starken Schwankungen unterliegt. Gerade bei schweren Allgemeinerkrankungen, Zahnerkrankungen mit sistierender Futteraufnahme oder in Situationen, in welchen das Kaninchen gepäppelt werden muss, sollte das Gewicht regelmäßig und verstärkt überwacht werden. Sind sie unsicher, ob das Gewicht des Kaninchens in Ordnung ist, sollten Sie dies von Ihrem Tierarzt direkt beurteilen lassen. 

•   Untersuchung des Haarkleides und der Haut:
Ist das Fell stumpf oder nicht glänzend? Sind Augen, Nase oder Vorderpfoten mit Sekret verklebt? Am besten streichen Sie einmal gegen den Strich des Felles und achten Sie auf kahle Stellen, Krusten, Hautparasiten oder andere Auffälligkeiten.

•   Untersuchung der Augen:
Schauen Sie sich die beide Augen des Kaninchens an. Sind sie klar und ohne Trübungen? Gibt es Größenunterschiede zwischen beiden Augen oder steht eines weiter aus der Augenhöhle hervor? Tränen die Augen oder fließt anderes Sekret aus den Augenwinkeln?

•   Untersuchung der Ohren und des Mäulchens:
Schauen Sie in beide Ohrmuscheln und ins Mäulchen des Kaninchens, sofern es sich dies gefallen lässt. Gründlich sollten diese beiden Körperpartien jedoch bei der Allgemeinuntersuchung beim Tierarzt kontrolliert werden, insbesondere wenn ein Verdacht auf eine gesundheitliche Beeinträchtigung vorliegt (z.B. bei häufigem Ohrenschütteln, Schlechter Futteraufnahme, etc.).

•   Abtasten des gesamten Körpers (vom Kopf bis zur Blume):
Beginnen sie am Kopf des Kaninchens und tasten Sie sanft an beiden Unterkieferknochen, an den Oberkiefern und im Stirnbereich entlang. Sind Verdickungen oder Auftreibungen der Knochen zu spüren? Die Wamme sollte ebenfalls durch zwei Finger gestrichen und auf mögliche Knoten durchtastet werden. Der restliche Körper wird auf unphysiologische Verdickungen untersucht, vor allem bei Häsinnen ist auch das Gesäuge abzutasten.
Der Bauch des Kaninchens sollte weich und gut zu durchtasten sein. Einige Kaninchen spannen den Bauch bei einer solchen Untersuchung stark an und lassen sich ein Durchtasten nur ungern gefallen. Liegt ein sehr pralles, aufgetriebenes Abdomen vor, sollten Futteraufnahme, Kotabsatz oder vorliegende Beschwerden gut beobachtet und bei Abweichungen schnellstens ein Tierarzt aufgesucht werden.   
 
•   Untersuchung des Afters, der äußeren Geschlechtsorgane und Kontrolle der Inguinaltaschen:
Die Afterkontrolle beim Kaninchen ist sehr wichtig, da der Kot nach Durchfallerkrankungen oder anderen Verdauungsproblemen häufig am After bzw. im Fell Inguinalgegend verklebt und zu sekundären Beschwerden führen kann. Liegen Schwellungen des Afters oder der Geschlechtsorgane vor? 
Ganz besonders im Sommer und bei Kaninchen in Außenhaltung ist eine tägliche und ausführliche Kontrolle des Afters sowie der Geschlechtsregion dringend anzuraten, um einen ungewollten Befall mit Fliegenmaden zu vermeiden.
Die Inguinaltaschen liegen seitlich zwischen dem After und den äußeren Geschlechtsorganen. Die darin liegenden Inguinaldrüsen sondern ein weißliches, zähes und recht intensiv riechendes Sekret ab. Eine sehr starke Sekretion, Schwellungen oder Verklebungen des Felles können ein Hinweis auf eine Entzündung der Inguinaldrüsen sein, was in jedem Fall tierärztlich abgeklärt werden sollte. 

Kontrolle der Krallen und Pfoten:
Zu lange Krallen sollten mit einer speziell dafür geeigneten Krallenschere gekürzt werden. Ist das Kaninchen dabei sehr unruhig kann eine zweite Person mit hinzugezogen werden, sodass einer das Tier fixiert und die andere Person die Krallenschere betätigt. Bei hellen Krallen sieht man sehr gut, bis wohin die Blutgefäße verlaufen und es kann bis kurz davor geschnitten werden. Bei dunklen Krallen sollte man etwas vorsichtiger sein und langsam testen, bis wohin man schneiden kann. Falls man doch einmal ein Blutgefäß erwischt, kann man die Blutung zum Beispiel durch anhaltenden Druck mit einem Stück Kernseife auf die Krallenöffnung stillen. Wer sich nicht traut die Krallen bei seinen Kaninchen selbst zu kürzen, sollte dies regelmäßig durch einen Tierarzt vornehmen lassen. 
Schauen Sie auch unter die Pfoten des Kaninchens. Wunde Stellen an den Läufen können auf ein falsches Einstreumaterial oder ungeeigneten Untergrund des Geheges hindeuten. Auch Kaninchen, welchen eine artgemessene und ausreichende Bewegungsmöglichkeit fehlt oder solche, die sich aufgrund einer Adipositas nur ungern bewegen, sind oft von diesem Problem betroffen. 

 

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