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Gruppendynamik

Jeder, der schon mehr als zwei Kaninchen zusammengehalten hat, kennt sie: die Gruppendynamik.
Kaninchen agieren und interagieren untereinander sehr stark. Je mehr Charaktere aufeinandertreffen, desto mehr Interaktion gibt es. Auf der einen Seite ist das absolut toll – für die Kaninchen, aber auch für ihre Halter. Es schafft aber auch Potential für Reibereien und Stress. Je mehr Kaninchen man also zusammenhält, desto wichtiger ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die dem Gruppenleben auch gerecht werden.

Gruppe

Als Halter sollte man die Regeln des Zusammenlebens unter Kaninchen kennen und verstehen, um zu beobachten, ob alle Kaninchen der Gruppe zufrieden sind und ob es Dinge gibt, die man selbst optimieren kann.

Ein wichtiges Kriterium, damit Kaninchen glücklich und zufrieden zusammenleben (können) ist das Platzangebot. Zu wenig Platz bietet zu wenige Möglichkeiten aus dem Weg zu gehen, sich zu beschäftigen, keine Langeweile aufkommen zu lassen usw. usf.

Bei Streit bietet ein gut strukturiertes Gehege z.B. Ausweich- & Fluchtmöglichkeiten. Haben sie davon zu wenig, kann ein Kaninchen nicht – wie es vielleicht möchte - das Weite suchen, sondern rempelt auf der Flucht ständig mit jemandem zusammen, nach 3 Runden hat ihn sein Verfolger dann.
Das schafft Probleme, die die Kaninchen gerne vermeiden würden, die wir durch äußere Umstände aber aufzwingen, denn das würde in der Natur so nicht vorkommen. Ebenso sinkt dieses Konfliktpotential in großen und gut dimensionierten Gehegen.

Rangniedrige Tiere halten normalerweise von ganz alleine einen gesunden Abstand zum „Chef“  und achten von sich aus darauf, dass sie ihm nicht zu nahekommen, ihn nicht stören oder provozieren. Das heißt nicht, dass sie nicht nebeneinander fressen oder liegen können, aber sie achten eben auf seine Körpersprache.

Ist das nicht machbar (z.B. wenn es auf einer Ebene nur einen Auf/Abgang gibt, Häuschen mit nur einem Eingang oder grundsätzlich eben der Platz so klein ist, dass sie sich zwangsläufig über den Weg laufen und gar keinen wirklichen Abstand halten können, wird das vom Chef als dauerhaftes provozieren angesehen. Als hätte es sein Gegenüber eben nicht verstanden und akzeptiert hat, dass es manchmal eine Distanz gibt, die aus Respekt nicht unterschritten werden sollte. Dabei kann der Rangniedrige gar nichts dafür und möchte eigentlich Abstand halten, wird aber durch das Umfeld dazu gezwungen. So kommt es dann zu völlig unnötigem Streit, beide Kaninchen wollen sich eigentlich richtig verhalten, möchten tun, was eine funktionierende Gruppenstruktur erfordert (klare Verhältnisse), können das Zusammenleben aber nicht so gestalten, wie sie es eigentlich möchten.

Daher ist viel Platz und die artgerechte Gestaltung eines Geheges so wichtig.

Heu

 

 

 

 

 

 


Insbesondere in jungen und dynamischen Gruppen kommt es häufig zu Reibereien. Für junge „Wilde“ ganz normal, aber damit es in normalen Bahnen bleibt, sollte man einiges beachten.

HeuJungtiere sind grundsätzlich anstrengend, probieren und testen viel aus (z.B. ihren Stand in der Rangordnung), stellen Unsinn an und lernen. Dafür brauchen sie viel viel Raum, damit das nicht eskaliert, sondern sie mit der vielen Energie irgendwo hinkönnen.
Ähnlich wie Kleinkinder und Jugendliche, die sich körperlich und geistig nicht auslasten können, suchen sich sonst auch Kaninchen ein Ventil. Ist dieses dann aggressives Verhalten gegenüber den Gruppenmitgliedern wird das Zusammenleben in der Gruppe schnell für alle zur dauerstressigen Tortur.

Pärchen leben meistens viel ruhiger und friedlicher zusammen, als Gruppen. Dauerhafte Harmonie ist per se aber keinesfalls unbedingt anzustreben, denn dauerhafte Harmonie biergt eben auch einen beträchtlichen Anteil an Langeweile und wenig Interaktion. Wichtig in Gruppen ist aber, dass die Dynamik friedlich und freundlich bleibt.

Natürlich gibt es in Gruppen viel mehr Individuen die aufeinandertreffen. Dass es da mal Brummer gibt, der Chef den Rangniedrigen vom Lieblingsplatz verscheucht, die Diva den besten Platz am Futter haben möchte - das ist völlig normal und gehört dazu.

Das Zusammenleben und das Gefüge der Rangordnung wird bei Tieren, die schon zusammenleben eigentlich friedlich Gruppeund ohne Gewalt gelöst. Durch kleine Gesten wie vom Futter vertreiben, den Platz beanspruchen, kleine Zwicker, mal eine Runde jagen usw. ist sich jeder seiner Position bewusst. Soll neu ausdiskutiert werden, gibt es mal einen Knuffer, eine deutlichere Ansage, aber selten Beißereien und Verletzungen.
Letztere sind oft Anzeichen für grundlegende Disharmonie und Dauerstress in der Gruppe. Dies kann z.B. auf Bewegungs- oder Platzmangel und aufgestaute Energie, Langeweile und Frust oder Erkrankungen eines Kaninchens.

Wir bekommen häufig Berichte von „stark aggressiven, verhaltensgestörten Kaninchen“, die sich völlig untypisch verhalten sollen und ganz und gar nicht mit Artgenossen verträglich seien. So gut wie immer liegt es entweder an den Bedingungen, die der Mensch für seine Kaninchen schuf oder an Erkrankungen.

FAZIT:

Gibt es Streit in der Gruppe, sollte man sich also immer fragen, ob es an den menschengeschaffenen Bedingungen liegt, die Tiere vielleicht einfach nicht zusammenpassen, was z.B. der Fall ist, wenn eine Horde Jungtiere ein älteres gesetztes Kaninchen überfordern und nerven, oder es Erkrankungen des „Jagenden“ oder „des Gejagten“ gibt.

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